BDSM ist eine Sammelbezeichnung für Bondage & Disziplin, Dominanz & Submission, Sadismus & Masochismus. Im weitesten Sinne kann auch Fetischismus zum BDSM gerechnet werden.
Hier ein paar Fakten auf die Hand über BDSM:
- Das Gegenteil von BDSM ist Vanilla. Als Vanillasex wird normaler, konventioneller Sex bezeichnet, der ohne Machtgefälle, Fetische oder dem gewollten Zufügen oder Erleiden von Schmerzen auskommt.
- BDSM muss nicht zwangsläufig mit Sex oder mit Penetration zu tun haben. Viele BDSM-Beziehungen "spielen" gänzlich ohne Sex.
- Erkennungszeichen von BDSMlern: Piercings, z.B. geschlossene Ringe an beiden Nippeln/ Schamlippen, Halsbänder mit dem Ring der O, Triskele, Leinen, Vorhängeschlösser sowie geschlossene Halsreifen, die der*die Träger*in selbst nicht ohne Spezialwerkzeug und Erlaubnis öffnen kann/darf.
- Man unterscheidet zwischen Hart- und Softcore BDSM (oder auch hartem und weichem Spiel). Während softes BDSM vielleicht nur mit einer Augenbinde, ein paar Handschellen und leichten Klatschern auf den Po auskommt, arbeitet das harte BDSM z.B. mit Spanking, Keuschhaltung, Erziehung, Total Power Exchange (TPE, also der totalen Kontrolle einer Person, 24 Stunden und 7 Tage die Woche), Bestrafungen, Versklavungen, etc. Die Einordnung ist Ansichtssache.
- Die Anreden und Rollenbezeichnungen im Spiel unterscheiden sich je nach Vorliebe, Neigung und Spielart. So können sich der aktive und passive Part folgende Namen geben: Top und Bottom, Sub und Dom (auch Dominus), aktiver und passiver (devoter) Part, Sklave und Herrin/Göttin/Miss/Misstress, Herr/Meister/Master und Sklavin/Zofe. Handlungsspezifische Anreden und Bezeichnungen im BDSM-Spiel können sein: Rigger/Rope-Top und Rope-Bottom/Modell (früher „Bunny“), Pet und Owner (Petplay), Misstress/Cuckqueen/Cuckoldress und Cuckold und Bull (bei Keuschheitsspielen), Domina/Bizarrlady/Sklavia, Giver und Taker, Daddy und Little (Ageplay).
- Menschen, die zwischen den Rollen hin und herspringen, nennen sich Switcher.
- Es gibt Spielpaare, die einmal eine BDSM-Session ausprobiert haben. Andere spielen ein paar Mal die Woche und wieder andere treffen sich ausschließlich dafür. Es gibt aber auch 24/7-BDSM-Beziehungen, bei denen eine Person eine andere vollkommen kontrolliert (z.B. Haussklave). Das nennt sich dann TPE (=Total Power Exchange). Wenn eine Frau die Beziehung führt und alles entscheidet, nennt man das FLR (=Female-led Relationship).
- Submissive Menschen, welche sich selbst komplett versklavt sehen wollen (TPE & 24/7), bezeichnen sich manchmal auch als Kajira oder männl. Kajirus (Erkennungszeichen: Halsreif und ggf. Tattoo/Brandzeichen und Piercings an den Genitalien) nach einer Fantasieserie von John Norman (Gor-Zyklus). Aus diesem sind auch die sog. GOR-Stellungen/Positionen - das sind Körperhaltungen, die auf Zuruf von dem*der Sklave*in eingenommen werden müssen und von gut trainierten Sklav*innen im Schlaf beherrscht werden.
- Es gibt im BDSM bestimmte Codes, welche dem*der Spieler*in als Orientierung dienen, die aufkommenden Ideen nach ethisch-philosophischen Prinzipien einordnen zu können oder sich selbst als Spieler*in eines Codes auszugeben. Die bekanntesten Codes sind: SSC (=Safe, Sane and Consensual). Ein*e SSC-Spieler*in ist eine Person, welche*r sicher, vernünftig/gesund und einvernehmlich spielt). Dies ist ein moralisches Prinzip. RACK (=Risk Aware Consensual Kink) steht hingegen für ein*e Spieler*in, welche*r gefahrenbewusst und einvernehmlich perverse Fantasien auslebt. Während SSC nur Ideen auslebt, welche sicher sind, erlaubt RACK alles, insofern ein Bewusstsein für die Risiken vorhanden ist. RACK steht daher für Aufklärung und Informationen. Ein neuerer CODE ist PRICK (Personal Responsibility, Informed, Consensual Kink). Hier steht nun die Eigenverantwortung neben der Informiertheit im Zentrum.
- Ein zentraler Punkt von BDSM ist Konsens (consensual). Die Zustimmung zu den verschiedenen Praktiken und Spielen ist entscheidend, um BDSM von Gewalt abzugrenzen.
- Professionelle Anbieter von BDSM können heißen: Domina, Bizarrlady, Sado/Dom/Dominus, Sklavia, Zofe.
- BDSM ist immer auch ein Rollenspiel, da wir uns anders verhalten, als im Alltag und uns diese Rolle aktiv aussuchen und gestalten. Sehen wir unsere BDSM-Persona nicht mehr als Rolle, dann ist das 24/7. "Rollenspiel" muss dabei nichts mit Theaterspielen/Schauspielen oder Unauthentizität zu tun haben - es ist eher die Erlaubnis für unser Gehirn, endlich das zu tun, was wir ausleben möchten. Das Hineinschlüpfen in diese Rolle gibt uns mehr bzw. andere Freiheiten und Aufgaben. Daher ist dieses Rollespiel (auch wenn wir ganz "wir selbst" sind) kein Vorsingen vor der Klasse und auch keine schauspielerische Leistung. Das sind wir, nur ein anderer - manchmal lange versteckter - Teil von uns, der sich endlich ausleben darf.
- Kernelemente von BDSM sind:
- Veränderung der Handlungsmöglichkeiten und das Spiel mit Macht und Hingabe (DS-Spiele)
- die Aktivierung des Unterbewusstseins (Innerhalb der BDSM-Session ist das aktive Tun des Bewusstseins nicht mehr so stark gefordert. Wir müssen nicht mehr funktionieren oder den Alltag bewältigen, sondern finden uns in einem Spiel-Kontext wieder.) und des kindlichen Spiels (veränderte Spielregeln, Rollenspiel, andere - aufregendere - Kleidung und Accessoires, verändertes Setting, etc.)
- das Erreichen von Trancezuständen
- das Spiel mit Hormonen und Neurotransmittern (Endorphine, Adrenalin, Oxytocin, Dopamin, Serotonin,...)
- Ritualisierung
- veränderte sexuelle Erregung, erweiterte Sexualität in anderen Kontexten/Settings/mit anderen Mitteln
- Schmerzspiele (Schmerzen machen Endorphin-high, dienen der Bestraftung/Belohnung und steigern die Session)...