Wir haben uns bereits die Zwischenmenschlichen Aspekte, wie Vertrauen und Kommunikation sowie das geeignete Material zum Fesseln angeschaut. Bei diesem Punkt geht es um unseren Fesselpartner. Denn es gibt Eigenschaften und Vorerkrankungen, die wir besser kennen und richtig einschätzen sollten.
3.1 Wann wir nicht oder nur eingeschränkt Fesseln dürfen
3.1.1 Eigenschaften und Einschränkungen, bei denen wir nicht fesseln sollten
Es gibt ein paar Eigenschaften und Einschränkungen, die das Fesseln zu einem einzigen Risikospiel machen, bzw. die das Fesseln ausschließen. Dazu gehören:
- Alle Menschen unter 18 Jahren (Jugendschutzgesetz): Bitte lass dir im Zweifelsfall den Ausweis zeigen - manche Menschen sehen viel reifer aus, als sie eigentlich sind.
- Alle Menschen mit psychischen Einschränkungen oder Erkrankungen, bei denen sie ihre Situation nicht mehr richtig ein- und abschätzen können
- Menschen, die unter dem Einfluss von Alkhol und Drogen oder den starken Nebenwirkungen von Medikamenten stehen, welche die Entscheidungsfähigkeit beeinflussen (Der Konsens ist dann nicht gegeben)
- Alle Menschen, die aktuell unter starkem Stress oder akuten oder chronischen Schmerzen stehen (diese Faktoren erhöhen die Verletzungsgefahr und machen Bondage zu einer stressigen Erfahrung)
- Starke Epileptiker, die jederzeit einen Anfall haben könnten (zu hohes Verletzungsrisiko)
Für die letzten beiden Fälle gilt: Wenn diese Menschen darauf bestehen, gefesselt werden zu wollen, gibt es schonende Alternativen zum Seil-Bondage, die man mit nur geringem Risiko umsetzen könnte. Mehr dazu findest du bei den Kursinhalten (schau dir mal das Modul mit den Judogürtel Ties an).
3.1.2 Erkankungen / Eigenschaften, bei denen wir mit dem Fesseln besonders aufpassen sollten
Bei ein paar Gegebenheiten und Erkrankungen müssen wir mit dem Fesseln besonders aufpassen, was wir machen. Dazu können gehören:
- Asthma: Notfallspray sollte dann immer bereit liegen, ggf. Druck auf Brustkorb vermeiden und bestimmte (gekrümmte) Körperhaltungen mit Druck auf Hals/Brust verhindern
- Krampfadern: Sehr enge Fesselungen vermeiden (Gefahr des Gefäßverschlusses)
- Niedriger Blutdruck: Erhöhte Sturzgefahr - hier müssen wir Positionswechsel eher langsam gestalten
- Diabetes: Keine sehr engen Fesselungen (Erhöhte Gefahr für Nervenverletzungen)
- Vorliegen einer Nervenverletzungen: Erhöhtes Risiko für Verschlechterung oder weitere Nervenverletzungen
- Verletzungen am Bewegungsapparat: Erhöhte Sturzgefahr, Ausgleichsbewegungen können nicht mehr gemacht werden
- Grippe oder Erkältungskrankheit (vorliegend, anbahnend oder gerade erst auskuriert): Gefahr der Herzmuskelentzündung
- Schmerzmittel (auch Ibuprofen, Aspirin, etc.) Alkhol und Drogen: Situationen können nicht mehr richtig eingeschätzt werden
- Schwanger: Hier gibt es verschiedene Meinungen - von "Bauch frei lassen" bis hin zu "alles geht" über "nicht anfassen". Ich persönlich empfehle, dass Schwangere ab Tag 1 grundsätzlich gar nicht gefesselt werden. Selfbondage oder Schwangere, die selbst das Seil in die Hand nehmen wollen, wären natürlich möglich.
- Psyche: Wenn das Model ein unsicheres Gefühl hat, Zweifel hat oder sich nicht wohl fühlt
- Weitere: Zu diesem Punkt zählen alle Stressoren, die unser Bondagemodell haben könnte. Klassiker sind z.B.
- Hunger und Durst haben (aus diesem Grund immer Snacks und Wasser beim Fesseln dabei haben)
- Keine Zeit oder Zeitstress haben (hier ist ein entspanntes Fesseln nur schwer möglich)
- Schmerzen oder Menstruationsbeschwerden (auch das sind Faktoren, bei denen maximal leichte Fesselungen anzuraten sind)
- Frieren (hier unbedingt vorher das Model aufwärmen - Frieren erhöht die Gefahr von Nervenverletzungen)
3.1.3 Wenn du dir unsicher bist, ob Bondage bei deinen Einschränkungen oder Erkankungen sinnvoll ist, dann:
- Frag lieber ehrlich beim Arzt nach
- Frag einen Bondagetrainer, ob er oder sie damit Erfahrung oder Empfehlungen hat
- Frag (auch anonym) in Foren nach, ob jemand mit einer ähnlichen Erkrankungen Erfahrungwerte für dich hat
- Tastet euch vorsichtig ran oder schaut nach Alternativen (z.B. im Modul "Judogürtel Ties" auf Bondagetrainer.de im Memberbereich).
Am besten kommst du mit individuellen Einschränkungen persönlich ins Training.
3.2 Was wir vorher erfragen sollten
Es gibt auch ein paar Fragen, die wir bezüglich der körperlichen Sicherheit vorab stellen sollten:
- Wurdest du schon mal gefesselt? (Fragen ob das Model die Situation für sich auf Basis von Erfahrung abschätzen kann)
- Gibt es Stellen, an denen du keine Seile haben möchtest?
- Gibt es Bewegungseinschränkungen oder Bewegungen/Körperpositionen, die dir Schmerzen machen?
- Gibt es Piercings, bei denen beim Fesseln aufgepasst werden sollte?
Ich persönlich frage immer "Gibt es irgendwas an deinem Körper, was dir weh tut oder "kaputt" ist, was ich wissen sollte? Irgendwelche Einschränkungen?"
3.3 Aufklärung unseres Models über Riskien
Bondage und Shibari sind grundsätzlich keine Risikofreien Aktivitäten. Gerade wenn Menschen noch nie zuvor gefesselt worden sind und nur wenig Berührungspunkte mit Bondage hatten, sollten sie vorab aufgeklärt werden, was das für sie bedeuten kann.
3.3.1 Was komplett normal ist nach einer Fesselung
Es gibt ein paar Erscheinungen, die sind nach einer Fesselung oder Shibari allgemein eher in der Kategorie der normalen Folgen, dazu können gehören:
- Seilabdrücke auf der Haut
- Ropemarks
- Versehentlich eingeklemmte oder leicht gequetschte Haut
- Blaue Flecken (Hämatome)