Wie heißt es denn jetzt genau? Und ist das alles dasselbe? In diesem Beitrag erfährst du, was was ist und was genau wir machen.
Bondage
Bondage ist ein englisches Wort, das für "Unfreiheit" und "Knechtschaft" steht. Es bezeichnet dabei alle Möglichkeiten, die Bewegungsfreiheit einer Person einzuschränken. Das heißt, dass ich auch Bondage betreibe, wenn ich eine Person mit Hilfsmitteln wie z.b. Handschellen, Ketten, Schals, Gürteln oder restriktive (bewegungseinschränkende) Latexkleidung fessle. Selbst das Festhalten eines Menschen mit dem eigenen Körper durch z.B. eine Umklammerung gehört zum Bondage, wenn das im Kontext einer BDSM-Session stattfindet.
Wir sprechen also immer dann von Bondage, wenn die Einschränkung der Bewegungsfreiheit mit gegenseitigem Einverständnis und zum Zwecke des Lustgewinns geschieht. Dabei kann eine Bewegungseinschränkung neben der gesteigerten sexuellen Erregung auch aus anderen Gründen praktiziert werden. So wären hier als Beispiele zu nennen:
- Erreichen von Trancezuständen (z.B. durch Endorphin- Highs, Semenawa oder Hingabe): Ein glücklicher Rauschzustand, ähnl. Drogenrausch
- Das Erleben meditativer Gewahrseinsmomente durch Fesselungen (Meditatives Bondage): schaltet das Gehirn ab, ähnl. Zen-Meditation
- Das bewusste Spüren und Wahrnehmen des Körpers: Erdung und Erleben des eigenen Körpers und seiner Grenze, ähnl. Nähe/Sex/Intimität
- Kunst und Ästhetik (z.B. für ein Fotoshooting, Körperdekoration oder als Teil einer Kunstperformance): hübsche Bilder
- Als gemeinsame Aktivität mit immer neuen Zielen und Herausforderunge: Verbindung schaffen, Gemeinsamkeit und Vertrauen erleben
- uvm.
Bondage gehört zum BDSM. Das bedeutet, dass sobald eine Person in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt wurde, ein zuvor kommuniziertes und ausgehandeltes Machtgefälle besteht. Die Praktik des Fesselns hat auch eine zeitliche begrenzte Dauer und meist ein geplantes Setting. Die Akteure verändern nicht selten ihren Charakter und gehen in ihrer Rolle auf. Auch wenn es viele verschiedene Ansätze gibt, so übt die Mehrheit der Menschen Bondage zur Steigerung der sexuellen Erregung und innerhalb einer BDSM-Session (also in Kombination mit weiteren luststeigernden Praktiken) aus.
Shibari
Der Begriff Shibari, spezialisiert den Begriff "Bondage" auf die Verwendung von Seilen. Shibari kommt aus dem Japanischen und bedeutet übersetzt soviel wie "binden" oder "festbinden" und bezieht sich eigentlich auf Handarbeiten oder eine vertragliche Bindungen. Zu Shibari zählen alle Varianten, wie Seil unter ästhetischen Gesichtspunkten an Menschen gebunden werden kann (einfach nur Seile planlos im Kreis um einen Körper wickeln ist kein Shibari. Das würde höchstens noch als Western Style oder Military Style durchgehen). Mit der Zeit hat sich dann ein eigener japanischer Fesselstil herausgearbeitet, der anders funktioniert und aussieht, als die Fesselungen, die als "Western Style" galten und früher häufig gefesselt wurden. Das "Japan-Bondage" hat sich heute mehrheitlich durchgesetzt - einfach auch, weil die Techniken sicherer, effektiver und ästhetischer sind.
Der Begriff "Shibari" hat sich heute als Bezeichnung für "Seilbondage" eingebürgert und wird von vielen synonym für "Kinbaku" und "Bondage" verwendet.
Kinbaku
Die Japaner haben aber noch einen weiteren Begriff, der noch viel präziser ist. Das Wort Kinbaku ist ein relativ junges Wort und bedeutet übersetzt "straffes festbinden". Im Kinbaku geht es um das Fesseln von Personen mit erotischen Absichten bzw. das Fesseln mit Emotionen und dem Erzeugen von geistigen Zuständen. Kinbaku ist eine Kunstform - und hier dürfen dann wirklich alle Register gezogen werden: z.B. mischen sich Elemente des Zen-Buddhismus mit japanischer Kultur, philosophischen und künstlerischen Prinzipien wie dem Wabisabi und extrovertierten Elementen des zelebrierten Leidens (Semenawa) mit spektakulären Showeinlagen und BDSM. Das Beherrschen der Fesseltechnik ist hierbei absolute Grundvoraussetzung und schon lange nicht mehr das Ziel allein. Es geht um die richtige Herangehensweise, um Geisteshaltung, um Verschmelzung und Leerheit (jap. Muganawa - das leere Seil = der leere Geist), die jahrelang trainiert werden können und sollten. Wie bei allen japanischen (Kampf-)künsten wird den Fesselnden geraten, sich immer als Anfänger zu verstehen und sich in Demut seiner Kunst und ggf. einem Meister gegenüber zu üben.
Dieser Ansatz ist nicht nur faszinierend, er ist auch gerade für die Menschen interessant, die sich nicht nur plump ein bisschen einwickeln lassen wollen, sondern auch ihren Geist trainieren und fordern möchten.
Zusammenfassung
Während man Bondage also auch mit Handschellen machen kann, ist jedes Rummachen mit Seilen an einem Körper "Shibari". Wenn wir aber von einer Kunstform mit Tiefgang sprechen, die man nicht mal eben an einem Nachmittag erlernen kann, sondern eher sein ganzes Leben lang lernt, dann praktizieren wir "Kinbaku" (oder versuchen es zumindest).