“Hast du Lust auf Fesselspielchen?” Wenn du diese Frage schon mal gehört hast, dann bist du hier genau richtig. In diesem Beitrag geht es um Wunsch vs. Realität, um Vorurteile und Missverständnisse und darum, wie man es auch ohne viel Wissen und Technik richtig gut hinbekommen kann.
Inhalt
1. Was heißt eigentlich "Fesselspielchen"?
2. Was die meisten darunter eher nicht verstehen
3. Warum Menschen auf Fesselspiele stehen
4. Sicherheitshinweise für einfache Fesselspiele
6. Mit welchen Tricks du instant deine Fesselspiele intensivieren kannst
1. Was heißt eigentlich “Fesselspielchen”?
Die meisten Menschen verstehen darunter eine Aktivität, die zum Beispiel folgende Elemente beinhalten könnte:
- Die Hände werden beim Sex mit einem Schal, Gürtel, Tuch oder mit Handschellen gefesselt oder am Bett festgemacht
- Manche besitzen ein einfaches Manschetten -System, welches Hand- und Fußgelenke miteinander verbinden lässt
- Wenn Seile zum Einsatz kommen, werden meistens Baumwollseile verwendet, die um die Handgelenke gewickelt werden
- Häufig werden auch die Augen verbunden
- Manchmal kommt es auch zu leichtem Spanking
Fesselspiele bedeuten, dass eine Person die Bewegungsfreiheit einer anderen verändert und einschränkt. Meistens findet das im Bett statt und verschiedene Utensilien werden dafür genutzt.
Egal ob jetzt einfach ein paar Handschellen verwendet worden sind oder kunstvoll mit Seilen gearbeitet wurde - Fesselspiele sind oft die Vorstufe von Shibari und beides gehört in den Bereich des Bondage und damit des BDSMs.
2. Was die meisten darunter eher nicht verstehen
In der Regel werden “Fesselspiele” eher von Menschen vorgeschlagen oder gewünscht, die noch wenig bis keine Erfahrung mit den Seilen und anderen BDSM-Techniken haben. Daher gehören folgende Elemente im Durchschnitt eher nicht dazu:
- Komplexe Technik und aufwendige Fesselungen: Es soll meistens schnell gehen
- Fesselungen an Ober- und Unterkörper: Der Fokus sind meist die Hand- und Fußgelenke
- Professionelle Seile: Es werden eher günstige Seile aus Baumwolle oder Kunstfaser genutzt. Meistens sehr kurze Stücke (ca. 2-3 Meter)
- Alles was Halb- und Voll Suspension angeht
- Harte Praktiken und die Arbeit mit Schmerz
- Erziehungs- oder Dominanzspiele
Während es im Shibari und Kinbaku oft auch um Hingabe und das Provozieren, bzw. Zulassen von Emotionen gehen kann und das Seil mit all den Fesselungen ein recht zentrales Element ist, so sind bei einfachen Fesselspielen die Seile, bzw. andere Utensilien, eher Mittel zum Zweck. Ziel ist einfach die Luststeigerung.
3. Warum Menschen auf Fesselspiele stehen
Warum wollen mache so gerne Fesselspiele ausprobieren? Die Antwort liegt mehr in unserer menschlichen Natur als man glaubt - es ist nicht komisch, bizarr oder gar krank - sondern liegt in unserem hauseigenen Erkundungsdrang. Menschen lieben gemeinsame Spiele und Erotik - schon mit ein paar leichten Fixierungen ändert sich dann die Alltagsdynamik und die neue Situation zieht uns in ihren Bann.
Menschen, die ihrem Partner Fesselspiele vorschlagen, müssen auch nicht gleich BDSM-Interessierte sein (auch wenn - nimmt man es genau - jede Art von erotischer Fixierung in den Bereich BDSM fällt). Wenn man fragt, dann würden die meisten Menschen gerne einmal ein paar Fesselpsiele ausprobieren.
👉 Warum Menschen gerne gefesselt werden
4. Ein paar Sicherheitshinweise bei einfachen Fesselspielen
- Bitte frag vorher unbedingt genau nach, was du machen darfst, bzw. was mit dir gemacht wird und was geplant ist. Konsens ist unsere Grundbedingungen - egal ob wir jemanden kunstvoll unter die Decke hängen oder einfach nur die Hände mit einem Schal zusammenbinden. Drei kleine Mini-Take-Aways zum Thema Konsens:
- Auch wenn du mit der Person 30 Jahre verheiratete bist, musst du fragen, ob du sie fesseln darfst
- Ein einmal gegebenes Einverständnis kann und darf jederzeit widerrufen und zurückgenommen werden
- Wer eingewilligt hat, gefesselt zu werden, hat nicht auch automatisch dazu zugestimmt, einen Knebel zu tragen oder einen Analplug eingeführt zu bekommen
- Lass die gefesselte Person nie alleine. Das kann das Vertrauen erheblich schädigen und wäre fahrlässig.
- Hab eine Sicherheitsschere griffbereit - hier gilt: Lieber haben als brauchen.
👉 Was du beim Thema Konsens vielleicht noch nicht wusstest
- Gerade an den Handgelenken muss man besonders aufpassen. Hier gibt es kaum Muskeln oder Fett - die Nerven liegen direkt unter der Haut und können leicht durch Druck verletzt werden. Die Folge wären Nervenverletzungen, wie z.B. die Fallhand. Um das zu vermeiden, hier eine Hand voll Regeln zum Fesseln der Handgelenke:
- Bei Handschellen: bitte nur die hochwertigen verwenden, die man “locken” (arretieren) kann. Das heißt, dass die Handschelle bei versehentlichen Bewegungen nicht enger und damit die Nerven verletzen kann.
- Bei Seilen: Es muss in jedem Fall gewährleistet sein, dass die Handgelenke nicht abgeschnürt sind und du immer 1 Finger zwischen Handgelenk und Fesselung bekommst.
- Gurte und Manschetten können scharfe Kanten haben. Schneiden sich diese an der falschen Stelle ein, so kann ebenfalls zu Nervenschäden kommen
Übrigens: Wenn die Hände in einer Fesselung blau oder kalt werden, ist das - zur Überraschung vieler Menschen - weniger schlimm. Worauf du achten und sofort handeln solltest ist, wenn die Hände schmerzen oder einschlafen. Insbesondere wenn einzelne Finger einschlagen, ist das immer ein Anzeichen eines sich anbahnenden Nervenschadens. Je schneller du dann abfesselst, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit für eine tatsächliche Verletzung.
- Mach bitte keine Fantasieknoten. Die Wahrscheinlichkeit, dass du die nicht mehr auf bekommst, ist viel höher. Zudem werden die Knoten dann meistens überproportional dick und genau das drückt dann in den Körper rein.
- Schnüre keine einzelnen Gliedmaßen 360 Grad ab. Ein Blutstau ist die Folge. Das kann nicht nur unangenehm sein, es kann auch die Haut verletzen und dem Vertrauen schädigen. Zudem könnten einschlafende Gliedmaßen nicht mehr rechtzeitig gemeldet werden.
- Achte darauf, dass die gefesselte Person nicht auf dicken Knoten liegen muss. Diese können sich super unangenehm in den Körper reindrücken.
- Und achte darauf, das du die untersten Rippenbögen nicht versehentlich abschnürst. Das könnte zu Panik oder Atemnot führen. Hier also besser etwas lockerer fesseln.
5. Womit du rechnen musst
Jeder muss mal irgendwann anfangen und macht irgendwas zum ersten Mal. Ich möchte dir und euch ein paar Ideen geben, womit man bei den ersten Fesselspielchen rechnen kann - was vollkommen normal ist und von den meisten Menschen bei den ersten Versuchen geteilt wird. Rechne damit, dass:
- ...dein Fesselpartner vielleicht sehr nervös ist und noch unsicher arbeitet. Das ist vollkommen normal - Sicherheit kommt durch Erfahrung. Die fesselnde Person ist vielleicht noch sehr vorsichtig und braucht erst noch die Versicherung von dir, dass das wirklich so in Ordnung ist und er oder sie dich nicht verletzt. Dazu kommt mangelnde Erfahrung beim Thema Fesseln: Wie oft hat man im Alltag denn bitte die Aufgabe jemanden festzubinden? Gib dem also ein bisschen Zeit - das kommt von selbst.
- ...die Fesselung und auch alles danach kommt, improvisiert wirkt. Improvisation ist am Anfang Teil des Prozesses und des Ausprobierens. So hat jeder mal angefangen.
- ...es kann sein, dass du das gefesselt werden ein bisschen geiler und interessanter findest, als du dachtest oder dir selbst zugestehen möchtest. Nicht wenige entdecken dadurch sogar, dass es sie anturnt, wenn es ein bisschen unangenehmer ist oder sie mit Druckschmerz klarkommen müssen. Das gehört zur normalen menschlichen Neugier und ist weder krank noch komisch. Unsere individuelle Neurochemie und -biologie macht (nicht bei allen Menschen, aber bei einigen), dass uns das gefallen kann und wir dadurch einen Luststeigerung erfahren. .
- ...die Fesselung nicht hält und du dich selbst befreien kannst. Das ist sogar ein gutes Zeichen, denn das zeigt, dass die Knoten nicht zu eng waren und vorsichtig gearbeitet worden ist. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du dich selbst befreien könntest. Bleib einfach in der Fesselung als Teil des Spiels. Im Anschluss könnt ihr mit Hilfe von deinem Feedback ausprobieren, wie es effektiver gehen könnte..
- ...du selbst Lust bekommst, das Fesseln auch aktiv auszuprobieren. Vielleicht hat dein Gegenüber ja Interesse an einem experimentellen Rollentausch?
- ...dass es manchmal auch weniger erotisch ist, als du erhofft hast. Auch das wäre komplett normal. Es kann sein, dass du dir als gefesselt werdende Person das erste Mal sehr viele Gedanken um das Thema Sicherheit und Technik machst und dann weniger ins Gefühl kommst. Vielleicht ist der Fessler auch noch unsicher und kann dir noch wenig Halt in der neuen Situation bieten. Als fesselnde Person hingegen strengt man vielleicht sehr seinen Kopf an - das Blut ist dann weit oben statt unten und die Situation ist viel weniger geil als angenommen. Das alles braucht etwas mehr Erfahrung - bleibt einfach dran und wiederholt das Ganze einen anderen Tag nochmal.
- ...ihr euch danach entscheidet, lieber einen Bondagekurs zu besuchen oder euch im Internet über die besten Techniken schlau macht
6. Mit welchen Tricks du instant deine Fesselspiele intensivieren kannst
Auch ohne gute Technik, viel Training, professionelle Seile und Vorbereitung kannst du richtig tolle Fesselspiele haben. Ich geb dir die ein paar Tipps aus der Profi-Kiste:
- Mach eine Schritt-Fesselung (egal ob männliche oder weibliche Genitalien). Das ist recht ungefährlich und kann stimulierend wirken. Tutorials für Schritt- Fesselungen findest du mit Video und Bildstrecke im Onlinekurs und im Modul “Bondage for Sex”.
- Nimm ein Kissen und leg es unter die Hüfte - egal ob die Person auf dem Bauch oder dem Rücken liegt. Diese Veränderung in der Körperhaltung führt zu einer Streckung und intensiviert die Wahrnehmung.
- Fessel viel Seil um den Körper - aber binde noch keine Gliedmaßen fest. Alleine dass Seil auf der Haut liegt, kann intensiv und schön sein. Gleichzeitig kannst du dabei nicht so viel falsch machen. Du brauchst aber eine Hand voll Seile, ca. 4x8 Meter wären empfehlenswert.
👉 Nicht-restriktive Fesselungen
- Lass das Seil gezielt über die Haut gleiten - aber mach das langsam. Zu schnelles Durchziehen könnte zu Verbrennungen führen.
- Nutze deine Worte und gib dominante Befehle, wie z.B. “Ich will dass du dich jetzt nicht bewegst” oder “Spürst du, wie eng das ist?”
- Manchmal ist es für den Gefesselten viel interessanter, wenn er oder sie sich in der Fesselung noch etwas bewegen kann. Eine komplette Fixierung im Seestern kann manchmal genau kontraproduktiv sein (für andere genau richtig). Probiere verschiedene Grade der Fixierung aus.
👉 Seestern
- Wenn dein Fesselpartner noch unsicher ist, ob er oder sie gefesselt werden will, dann biete folgendes an:
- nur die Beine fesseln
- nur eine Schritt-Fesselung
- die Arme frei lassen und nur den Oberkörper fesseln, z.b. mit Seilen um den Brustkorb
- Alternative Materialien, wie z.B. breite Judogurte können vertrauenserweckender wirken als z.B. Handschellen oder Seile
👉 Link zu dem PDF "Judogürtel Ties" auf berlinropes.de (Die Judogürtel Ties sind Teil vom Onlinekurs. Das PDF zum kompletten Kurs kannst du aber über berlinropes separat erwerben).
- Zupacken und Anfassen: Viele sind am Anfang so auf das Festbinden konzentriert, dass sie völlig vergessen, ihren gefesselten Partner zu berühren. Dabei kann genau das interessant sein. Mein Tipp: Streiche über den gefesselten Körper und übe an manchen Stellen vorsichtig Druck aus (z.B. auf die Innenseite der Oberschenkel oder das Becken). Das kann das Gefühl des gefesselt- seins noch mal verstärken. Auch interessant kann das beherzte Zupacken sein, z.B. einen Fuß oder das Festhalten der Handgelenke (wenn die noch nicht gefesselt sind). Dadurch unterstreichst du deine Macht in dem Moment und es fühlt sich für die meisten eher sehr gut an, gehalten zu sein und Kraft zu spüren.
👉Wie wir emotionaler und verbundener Fesseln
Und noch zwei Tipps für den Gefesselt werdenden:
- Drücke aus, was du fühlst und zeige, wenn dir was gefällt. Zeig das über deine Atmung, deine Körpersprache, Worte, Blicke oder auch ein Stöhnen. Für den Fesselnden ist das super hilfreich und man muss nicht dauert fragen: “Ist alles okay”, wenn man es sofort erkenne kann.
- Sag was du willst: Vor allem vorab. Je genauer du weißt, was du ausprobieren willst, desto besser weiß dein Gegenüber, was zu tun ist um in den Flow zu kommen.
- Sag, was du Fühlen und Erleben willst
- Sag, was du liebsten hättest was noch passiert
- Sag, was du dir wünscht oder erhoffst
- Sag, was du auf keinen Fall willst
All das kann super hilfreich sein - selbst wenn es nur um “ein bisschen fesseln” geht.
👉 Warum Menschen gefesselt werden wollen
7. Fazit
Fesselspiele können einfach nur eine nette Abwechslung vom Alltag sein, ein Experimentieren und Ausprobieren oder aber der Einstieg in die Welt der Fesselkunst, Shibari oder BDSM allgemein. Du kannst super vieles ohne viel Technik erleben - aber je mehr man lernt, desto größer wird das Spektrum an Möglichkeiten, die man mit den verschiedensten Fesselutensilien erleben kann.
Ich hoffe ich konnte dir aufzeigen, was Menschen unter “Fesselspielen” verstehen, warum sie so beliebt sind und dass es sehr viel normaler ist, als du vielleicht dachtest. Wer ein paar Sicherheitsregeln beachtet, kann auch ohne Vorerfahrung sehr viel verbindende und intensive Erlebnisse schaffen.
Und wer weiter will und weiß, dass da noch mehr geht, der ist hier genau richtig.