In diesem Beitrag wird es um den Anfang und das Ende unserer Seile gehen, die gerne auch “Puscheln” oder im Japanischen “Seilärsche” genannt werden.

Ich möchte dir hier einen kleinen Überblick über das Thema geben und am Ende bekommst du eine Anleitung, wie du ganz einfach deine Seile ohne großen Aufwand verschönern kannst. 

1. Intro

 

Gedrehte (man sagt “geschlagene”) Seile

 

Naturfaserseile wie Jute oder Hanf sind in den meisten Fällen aus drei bis vier miteinander verdrehten Schäften (auch Litzen genannt) gemacht, die ohne Knoten an den Enden einfach aufgehen würden. Daher setzen die meisten an die Enden eines 8 Meter langen Seils jeweils einen einfachen schnellen Überhandknoten als Stopper. Diese sind allerdings etwas klobig und gerade wenn es um Tempo geht, sorgen sie bei jedem Durchziehen für ein unschönes Rucken im Flow. 

Aus diesem Grund werden für professionelle Shibari Seile die Litzen miteinander verknotet - so entstehen zierlichere und dünnere Endknoten, die viel leichter durch eine enge Fesselung hindurch gleiten können. Um die Litzen miteinander zu verknoten gibt es viele verschiedene Techniken, wobei jeder Fesselnde seine eigene Knotenart bevorzugt: Em Ende muss sie “nur” gut halten und soll das Seilende nicht unnötig verdicken. 

 

Geflochtene Seile

 

Für Seile aus anderen Materialien wie Baumwolle oder Kunstfaser, die meist geflochten sind (ähnlich einem Schnürsenkel), werden meist ganz andere Abschlüsse gewählt: Neben dem eben erwähnten Überhandknoten (oft bei geflochtener Baumwolle) gibt es auch Verödungen: durch das Erhitzen der Seilenden mit einem Feuerzeug schmelzen die Kunstfasern an der Schnittstelle. Die Enden sind dann zwar schlank und sauber abgeschlossen, jedoch kann die geschmolzene Stelle auch scharfkantig sein. 

 

Aufpassen sollte man aber bei allen Seilen mit harten Elementen an den Enden, wie z.B. Perlen (sieht gut aus, aber ganz doofe Idee) oder Metallnieten. Es gibt online Seile zu kaufen, bei denen Metallhülsen an die Enden genietet worden sind. Das sieht zwar super aus, jedoch bekommen die Seile beim Fesseln gerne mal Tempo drauf und dann hat man zwei unkoordiniert umher schießende Metallteile, was auch ins Auge gehen kann. 

Eine bessere Lösung sind da sog. Schrumpfschläuche - kleine, weiche, gummiartige Ringe (bzw. Schläuche), die bei Hitze schrumpfen und so die einzelnen Flechtschnüre eines Seils eng zusammenhalten können. 

Wer das nicht zur Hand hat, kann seine geflochtenen Bondageseile einfach mit der unten erklärten Methode mit Garn verzieren. Das hält auch die Enden zusammen. 

 

2. Warum man Knoten am Ende braucht

 

Je nach Art des Seils kann man also Knoten setzen (bei geschlagenen Seilen mit Litzen immer!) oder darauf verzichten (z.B. bei geflochtenen Seilen), muss dann aber irgendetwas tun, damit die Enden nicht ausfransen (Umwicklungen mit Garn, Schrumpfschlauch, Überhandknoten - aber nichts hartes wie Metall oder Perlen, was unsere Modells verletzen könnte). 

Beachten müssen wir bei der Knotenfrage am Ende der Seile aber auch einen weiteren Aspekt: Seile ohne Verdickung an den Enden können nicht so einfach verlängert werden. Während wir bei Seilen mit Endknoten einfach ein neues Seil ansetzen können, müssen wir bei Seilen, die flach auslaufen, eine andere Technik anwenden (“Seil flach legen”), die viele Anfänger überfordern kann. 

 

3. Deko

Was vielen Profis nicht schlicht und knapp genug sein kann (ich schneide selbst meine Seile nur wenige Millimeter hinter dem Knoten ab), ist anderen Seilbegeisterten einfach zu langweilig. Hier gibt es verschiedene Methoden, wie man seine geschlagenen Seile aus Jute oder Hanf individualisieren kann: 

 

Variante 1: Du kannst die Seilenden in ein Bad aus Textilfarbe hängen. Da jede Färbung die Bruchlast unserer Seile verringert, ist dies eine schöne Methode, welche die Bruchlast weitestgehend erhält und dem Seil ein Highlight an den Enden verpasst. 

Variante 2: Es gibt Textilmarker zu kaufen - auch damit könnte man die Seilenden individualisieren.

Variante 3: Du kannst mit der unten gezeigten Technik die Seilenden mit buntem Garn umwickeln. Alternativ gibt es auch glitzerndes Stickgarn zu kaufen.  

Variante 4: Manche mögen es, wenn die Seilenden lange Puscheln haben. Diese können bei selbstverknoteten Seilen mit Hilfe eines Kamms fein säuberlich gebürstet werden. 

 

Anleitung für eine bunte Verzierung oberhalb der Seilendknoten

Da ich selber nicht mit Garn verzieren Seilen arbeite (nicht mein Stil), kann ich dir nichts zur langlebigkeit der Verzierung sagen. Wenn du die Wicklung sehr eng machst und fest zuziehst, sollte es eine sehr lange Zeit halten. Notfalls musst du die Verzierung halt noch einmal neu machen - auch unsere Endknoten halten nicht alle immer ewig und müssen ab und an neu gesetzt werden. 

Du brauchst: 

- Ein gedrehtes oder geflochtenes Seil mit Endknoten

- Stickgarn, ca 40-50cm pro Seite

- Eine Schere

   

1) Ich lege ca. 15 cm Stickgarn auf das Seilende drauf. Das eine Ende meines Stickgarns ist nun da, wo auch die Seilpuscheln sind. Dieses Ende (hier lila markiert) sollte etwas am Puschel überstehen. Das längere Ende des Stickgarns geht Richtung Seil nach oben, macht einen U-Turn und geht zurück zum Seilendknoten. Dieses “U” (hier lila markiert) sollte mind. 6-7 cm lang sein. Im nächsten Schritt arbeite ich mit dem hier grün markierten Garnende. 

2) Mit dem (grün markierten) Garnende wickel ich mich nun eng vom Seilendknoten ausgehend um das Seil herum. Dabei habe ich mit der ersten Wicklung bereits das “U” quasi festgeklemmt. 

  

3) Ich wickele mich mit dem (grün markierten) Garnende ca. 1-2 cm um das Seil herum. Dann halte ich die Wicklung gut fest und stecke mein Garnende durch das “U” (lila markiert). 

4) Nun ziehe ich vorsichtig am (lila markierten) Garnende das “U” ein. 

  

5) Ich ziehe so lange, bis das “U” völlig unter der Wicklung verschwunden ist. Dann ziehe ich noch einmal etwas stärker, bis alles wirklich fest ist.

6) Im letzten Schritt schneide ich mit der Schere beide herausstehenden Garnenden kurz ober- und unterhalb der Wicklung ab. Fertig.  

 

Ich hoffe du weißt jetzt, wie du deine Seilenden mit wenig Aufwand verzieren kannst :-)