Warum unsere Modells nicht mehr “Bunny” heißen

    Auf dem Bild sind 5 Gras fressende Kaninchen zu sehen

    Warum wurden Bondage-Modelle lange Zeit “Bunnys” genannt – und warum verwenden wir diesen Begriff nicht mehr? 

    …Pass auf, hier wird es zum Teil jetzt ganz wild!

    Als ich damals - lass es vor 15, 16 Jahren gewesen sein…uh, ist das lange her…. - mit dem Bondage begonnen habe, war ich mehrmals die Woche Fesselmodell in einem Gruppenworkshop und stand auf Seiten der “Bunnys”. Die Bunnys waren entweder die Partner, Freunde oder Bekannten der meist männlichen Fessler oder aber sie waren im Rahmen des Workshops dazu gebuchte Frauen & Freiwillige, die sich aus verschiedenen Gründen gerne auch von fremden Personen fesseln lassen wollten. Zu 98% waren die “Bunnys” weiblich. 

    So standen wir dann alle in einer Reihe, nahmen mechanisch die gewünschte Körperhaltung ein (z.B. Arme auf den Rücken) und warteten, bis wir mal mehr, mal weniger gekonnt verschnürt wurden. Das konnte auch mal länger dauern und ich erinnere mich gut daran, jede einzelne Fuge der Steinwand ausgiebig betrachten zu können. Irgendwann wurde wir dann gewendet und es ging mit den Händen vor dem Körper weiter. 

    Im Prinzip waren wir “Bunnys” eine Art Übungsobjekt, was jetzt einfach mal zwei Stunden die Klappe halten und still stehen sollte. Der Fessler wollte schließlich trainieren. Das war damals halt das Konzept. Aber woher kam überhaupt diese Bezeichnung?

     

    Herkunftstheorien des Wortes “Bunny”

    Es gibt spannenderweise keine klar geklärte Herkunft des Begriffs im Shibari - es wird vermutlich eine Mischung gewesen sein. 

     

    “Bunny” als Codewort

    Eine Geschichte besagt, dass früher die E-Mails noch nicht so gut geschützt und verschlüsselt waren wie heute und sich die BDSM-Szene dennoch gerne über ihre Aktivitäten austauschen wollte. Um nicht später Probleme zu bekommen, verwendeten sie Codewörter: Eine Sub oder Sklavin wurde demnach als “Bunny” codiert. Dieser Code wurde von der Fessel-Szene übernommen, setzte sich innerhalb der BDSM-Szene komischerweise aber nicht weiter durch. 

     

    Fluffy-Bunnys & der Playboy

    Eine der bizarrsten Urban Legends besagt, dass es beim Pornodreh sog. “Fluffy Bunnys” gegeben haben soll oder gab (vermutlich war das wohl Wunschdenken) - das waren angeblich Freiwillige oder Darsteller-anwärter/-innen, welche dafür zuständig waren, die männlichen Protagonisten auch während kurzer Drehpausen “einsatzfähig” zu halten. 

    Der Mythos - den ich leider nirgendwo belegen, geschweige denn recherchieren konnte - besagt, dass als Bondage-Bunnys die Trainingsmodelle bezeichnet wurden, an denen der geneigte Fessler für spätere Gelegenheiten “üben” und “sich einsatzfähig” halten konnte. Nun ja. 

    Eine etwas näher liegendere mögliche Erklärung des Begriffs könnte aber auch einfach von Huge Hefners Playboy Bunnys inspiriert worden sein. Ich persönlich unterstelle der BDSM-Szene aber etwas mehr guten Geschmack und Komplexität. 

    Wer hierzu noch Erinnerungsprotokolle oder Ohrenzeugenberichte hat, melde sich bitte - die Story mit den Fluffy Bunnys als Ursprung ging in der Szene immer rum und ich finde dazu einfach so gar nichts als Beleg oder Quelle im Netz. Vielleicht fällt auch gerade einfach nur ein alter Mann lachend vom Stuhl, weil seine Story es bis hier geschafft hat. 

     

    Die Kaninchen

    Als letzte mögliche Ableitung wären da noch die kleinen, weichen, süßen Tiere mit den großen Ohren. Nach dieser so simplen Assoziation aus dem Tierreich hätten unsere Bondagemodelle auch einfach “Rope-Cats” oder “Bondage Birds” heißen können. 

    Ich persönlich finde ja die “Rope Cats” ganz großartig - sie implizieren Wehrhaftigkeit, Eleganz und dieses “you better don´t fuck with cats”. Allerdings hat auch noch nie ein Mensch erfolgreich eine Katze gefesselt. Das wird wohl der Grund sein. 

     

    Was ist jetzt eigentlich das Problem?

    Egal welche der Herkunftstheorien nun stimmt oder zu Unterhaltungszwecken erfunden worden ist (bekanntlich soll man nie eine gute Story mit der Wahrheit versauen) - unsere Bondagemodelle sind keine Bunnys. Ein Bunny ist ein Wesen, was bedeutend kleiner ist als wir. Es kann sich Null wehren und man kann mit ihm (leider) alles machen, was man möchte - ich sage nur Versuchskaninchen. Früher - und ich erinnere da an meine Anfänge in der Szene - hat dieses Bild eher gepasst. Die Bondagemodells standen in Reih und Glied und haben brav gewartet, bis der Fessler das Seil zuende vertanzt hatte. Da war nicht viel mit Kommunikation, Gefühl und Miteinander. 

    Wir “Bunnys” sind - das muss ich hier klarstellen - immer gerne zum Fesseln gegangen.  Auch wenn wir im Rückblick für die Fessler eigentlich nur lebende Puppen waren. Aber damals - und ich rede von vor 15 Jahren! - wussten wir es noch nicht besser. Uns war damals nicht bewusst, dass es auch anders gehen könnte und es eigentlich zu 90% beim Fesseln um unsere Modells gehen sollte.

     

    Warum Bondagemodells unser Gold sind

    Was damals “Kaninchen” genannt wurde, ist bei mir heute “Goldstaub”. 

    Ich bringe meinen Schülern und Schülerinnen unermüdlich den Satz bei:  “Unsere Bondagemodells sind Goldstaub” - denn ohne sie geht einfach gar nichts. Ohne sie sind wir keine Fessler. Ist das Model glücklich, ist es auch der Fesselnde. So einfach ist es. Also tun wir besser daran, unser Model wirklich zu fesseln (emotional, intensiv, mit der richtigen Intention und Hingabe) und nicht nur deren Körper (Von reinen Trainings-Fesselungen einmal abgesehen, das geht manchmal nicht anders).  Und dann auf einmal passieren Wunder, einfach weil wir einen Menschen mit freiem Willen fesseln und fesseln dürfen, der sich uns anvertraut und uns erlaubt, alles mögliche mir ihm oder ihr zu machen. 

    Ich gebe dem Begriff “Bunny” mit die Schuld, dass wir damals so gefesselt haben, wie wir es getan haben. Dass oft respektlos mit ihen umgegangen worden ist oder sie wie Gegenstände behandelt worden sind. Zugegebenermaßen sind Bezeichnungen wie “Model” (Englisch) oder “Modell” (Deutsch) auch nicht unbedingt perfekt, aber immerhin besser und weniger wertend. Ein Hoch auf unsere Bondagemodelle, ihr seid unser Goldstaub! 

    Was denkst du über den Begriff  “Bunny”? Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht oder siehst du das anders? Schreib mir gerne deine Gedanken dazu.

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